Hammerzehen
Hammerzehen sind Verformungen der dreigliedrigen Zehen, also aller Zehen außer der Großzehe
Siehe auch: "Dank von Patienten" und "Patientengalerie"
Sie sind gemeinsam mit dem Hallux valgus die häufigsten Verformungen am Fuß. Seit langer Zeit werden sie operativ behandelt, denn im Schuh bereiten sie mitunter quälende Beschwerden.
Die gängigste Operation ist in den meisten Spitälern die fast 100 Jahre alte, von Hohmann (1922) beschriebene Entfernung des Gelenk bildenden Knochenteiles des Grundgliedes. Diese Operation wird häufig vielerorts noch immer unabhängig von Art und Beschaffenheit der Zehe angewendet, sehr oft mit fatalem Ergebnis.
Folgende Nachteile der konventionellen Technik, die wir seit langem nicht mehr verwenden, sind an der Tagesordnung:
- Sehr häufig verschließt sich die Lücke durch Bindegewebe und es bleibt eine schlaffe Zehe.
- Kraftvoller Bodenabstoß nicht möglich.
- Oft entstehen ungeordnete Knochenformationen mit neuerlichen Druckstellen.
- Oft entstehen neuerlich Hammerzehen.
- Oft entsteht durch den fehlenden Gegendruck der II. Zehe eine Abweichung der Großzehe - Hallux valgus
Es ist wichtig, zwischen flexiblen und rigiden oder semirigiden Zehen zu unterscheiden. Weiters ist es von großer Wichtigkeit für das spätere Ergebnis zu untersuchen, ob die Zehe im Grundgelenk teilweise oder ganz verrenkt ist, wie lang die Zehe im Verhältnis zu den anderen Zehen ist, insbesondere zur großen Zehe, ob Sehnenverspannungen vorliegen und wie die Beschaffenheit der Nachbargelenke ist.
Übersicht der von uns verwendeten Techniken:
Die Operation der Hammerzehen führen wir seit wenigen Jahren fast ausschliesslich nur noch über kleinste Einstiche von 2 bis 3 mm Länge durch. Damit lassen sich Knochenschnitte und Sehnen- sowie Kapselverlängerungen durchführen. Wir haben mit dieser Technik ungeahnte und neue Möglichkeiten, wie Hammer- und Krallenzehen, sowie krumme Zehen jeder Art schonend und doch sehr effektiv behandelt werden können.
Beispiel I
Patient W (51 Jahre), VORHER: Starke Schmerzen am Fußballen (Metatarsalgie) und Schmerzen und Schuhprobleme seitens massiver Hammerzehen 2, 3 und 4 (gelbe Pfeile).
NACHHER: Ergebnis 6 Monate nach der Operation. Alle Schmerzen sind verschwunden. Keine Ballenschmerzen, keine Zehenprobleme (gelbe Pfeile). Die Hammerzehen sind gerade und die Schwielen sind weg. Die winzigen Narben sind jetzt schon nahezu völlig unsichtbar (blaue Pfeile).
Beispiel II
Patientin XY (26 Jahre), VORHER: Die Patientin wurde vor 2 Jahren wegen Hallux valgus anderswo operiert und kam zu mir, da sie mit dem Ergebnis sehr unzufrieden war. Der Hallux war wieder gekommen (roter Pfeil) und bereitete Schmerzen. Zudem haben sich rasch Hammerzehen entwickelt (gelbe Pfeile an der 2. Zehe betreffend beide Gelenke und an der 3. Zehe betreffend das Endgelenk - grüner Pfeil). Das geschieht recht häufig, wenn die Großzehe durch ihre Fehlstellung die Funktion im Wesentlichen verliert. Die Achsen der Zehen 1, 2 und 3 weichen nach aussen ab (orange Striche).
NACHHER: 2 Monate nach der Korrektur bei uns: Der Hallux ist gerade gestellt und der Ballen entfernt (roter Pfeil). Die Zehen 2 und 3 wurden in allen Gelenken ebenfalls gerade gestellt (gelbe und grüne Pfeile). Alle Gelenke wurden erhalten. Implantate wurden nur beim der Hallux-OP eingebaut, die Zehen 2 und 3 blieben ohne Implantate. Bitte beachten Sie auch die Achsen der Zehen 1, 2 und 3 (orange Linien): Diese Zehen weichen jetzt nicht mehr nach aussen ab. Das Ergebnis wird jetzt dauerhaft sein, da keine pathologischen Seitenkräfte mehr auftreten können.
Beispiel III
Patientin ZF (68 Jahre), VORHER: Ein schwer deformierter Fuß. Die Großzehe ist stark abgewichen (sehr ausgeprägter Hallux valgus) und verdrängt auch die 2. und 3. Zehe. Diese überkreuzen die 4. Zehe und bilden Hammerzehen aus. Es bestehen sowohl Schmerzen als auch Probleme Schuhe zu finden.
NACHHER: Patientin ZF (68 Jahre) 8 Wochen nach der Operation: Alle Zehen sind in ihrer Idealposition und wurden gerade gestellt. Sie erreichen jetzt gut den Boden und können am Abrollvorgang teilnehmen. Die Narbe der Halluxoperation beträgt 15 mm und ist kaum noch sichtbar (hier nicht im Bild). Die am Fußrücken liegenden Narben sind ebenfalls kaum noch sichtbar (blaue Pfeile). Die Schwellung des Fußes ist bereits 8 Wochen nach der OP sehr gering und das trotz des sehr umfangreichen Eingriffes aufgrund der massiven Fehlstellung. Die Patientin ist schon lange schmerzfrei und sehr gut gehfähig.
Beispiel IV
Patientin U (24 Jahre), VORHER: Leichter, aber störender Hallux valgus und eine sehr störende Hammerzehe an der 3. Zehe, eine so genannte körperferne Hammerzehe, die das Endgelenk betrifft (roter Pfeil).
NACHHER: Patientin U (24 Jahre) 6 Wochen nach der OP. Der Hallux wurde gerade gestellt und die 3. Zehe ebenso (roter Pfeil). Alle Narben sind winzig (blaue Pfeile). Bei der korrigierten 3. Zehe ist überhaupt keine Narbe sichtbar, sie befindet sich an der Unterseite. Keine Schmerzen, kaum noch Schwellung und seit der OP gut gehfähig.
Die im folgenden beschriebenen, älteren Techniken verwenden wir nur noch in Ausnahmefällen, die mit der neuen Schlüssellochmethode nicht das gewünschte gute Ergebnis erwarten lassen.
1. Flexible (weiche) Hammerzehen
Bei dieser Fehlstellung lässt sich die Zehe manuell, also mit der Hand, strecken. Hier genügt es, die lange Beugesehne und eventuell auch die Strecksehne mittels Microstichen zu verlängern. Alle Gelenke bleiben erhalten. Die Zehe verliert nicht an Länge, aber sie gewinnt wieder ihre Funktion. Die Geradestellung der flexiblen Hammerzehe gelingt heute mit millimeter-kleinen Stichen und sehr schonend. Die Stiche werden an der Seite und eventuell an der Unterfläche der Zehen angebracht sodass zumeist keine sichtbaren Narben bleiben. Eventuell wird von unten durch den Hautstich der Knochen durchtrennt und die Stellung der Zehe korrigiert. Die Fixation erfolgt durch Tapes.
Falls doch die Beugesehne auf das Grundglied versetzt werden muss: Die Technik wurde von mir vereinfacht und sicherer gemacht, indem unsere Interferenzschraube die versetzte Sehne hält und man sich nicht mehr auf Nähte verlassen muss, die früher häufig zum Therapieversagen führten.
Flexible, störende Hammerzehe an der 2. Zehe.
Ideale Korrektur, die 2. Zehe kann wieder beim Gehen voll abstoßen, das Hühnerauge ist verschwunden. Im Röntgen sieht man die Schraube zur Befestigung der versetzten Sehne.
Nach der Korrektur des Hallux valgus (Großzehenfehlstellung) mit kleinstem Schnitt und Miniplatte wurde für die 2. Zehe Platz geschaffen und mittels Sehnenversetzung mit der neuen Technik zum Boden gebracht. Dadurch konnte ein völlig normaler und gesunder Fuß geschaffen werden.
2. Starre (fixierte, rigide) Hammerzehen
Hier lässt sich die Fehlstellung mit der Hand nicht mehr korrigieren, die Zehe bleibt starr in der Beugestellung.
Um die bis dato mitunter füchterlichen Ergebnisse zu verbessern (besonders die eigenen, da ich natürlich früher auch die übliche Abzwicktechnik verwendet habe), habe ich zwischen 2003 und 2005 ein neues Verfahren zur Stabilisierung der Hammer- und Krallenzehen entwickelt.
Da die Zehe in der Fehlstellung im Grundgelenk ohnehin steif ist, ist der Sinn unserer Operation, das Gelenk in der geraden, also richtigen Stellung zu versteifen. Eine Reparatur, bei der das Gelenk gerade wird und sich auch wieder bewegen lässt, ist bei der starren Hammerzehe nicht mehr möglich.
Auch diese Deformität behandeln wir nunmehr meist ohne Implantat und mit nur 2 Einstichen mit einer Länge von 2-3 mm. Die Narben bleiben (so gut wie) unsichtbar.
Das ist aber kein Nachteil, sondern bietet nur Vorteile:
- Definitivlösung, eine Hammerzehe kann nicht mehr wiederkommen.
- Voraussehbares und reproduzierbares Ergebnis.
- Keine Bohrdrähte stehen aus der Zehe.
- Kraftvoller Bodenabstoß beim Gehen und Laufen ist gegeben.
- Keine Zehenverkürzung.
- Metallentfernung nicht notwendig.
- Seitlicher Microschnitt von wenigen Millimetern Länge - perkutan, durch das Schlüsselloch.
Dazu verwenden wir ebenfalls die seitlichen Microschnitte, mit denen nur der Knorpel der Gelenkflächen präzise mit der Fräse entfernt wird. Eine massive Verkürzung der Zehe, wie sie bisher üblich war, entfällt dadurch!
Neue Titan-Mikroschräubchen halten die Korrektur bis zur Ausheilung, die dank dieser Technik in 2 bis 4 Wochen abgeschlossen ist. Danach ist eine Verschlechterung der Situation nicht mehr möglich, da die Knochenenden in der Korrekturstellung solide verbunden sind.
Beispiel I
Links: Hallux valgus und starre Hammerzehen / Rechts: Nach der Korrektur-OP
Links: Röntgen vor der Operation / Rechts: Röntgen nach der Korrektur des Hallux mit der 30-mm-Platte und der starren Hammerzehen II und III mit Microschrauben.
Beispiel II
Ein anderswo operierter Fuß. Die Großzehe weicht wieder ab (Hallux valgus) und ist zudem verdreht, und die bereits operierte Hammerzehe ist wieder gekommen, allerdings schlimmer als vorher.
Der Fuß und die Röntgenbilder vor und nach der Reparaturoperation.
Beispiel III
Massiv luxierte (verrenkte) und starre Hammerzehe II und ein stark ausgeprägter Hallux valgus machen eine umfangreiche Korrektur des Fußes notwendig.
Vor der OP sind die Zehen massiv verrenkt. Schon 3 Wochen nach der Operation kann die Patientin normale Komfortschuhe tragen und schmerzfrei gut gehen. Das Grundgelenk der 2. Zehe ist vollständig luxiert, die Zehenbasis (roter Pfeil) steht weit vom Köpfchen (blauer Pfeil) entfernt. Das Köpfchen bohrt sich in den Boden und verursacht starke Schmerzen beim Gehen, die auch mit Schuheinlagen nicht beherschbar sind. Die Patientin sagt, sie gehe "wie auf Glasscherben". Nach Korrektur des Hallux valgus wurde der 2. Zehe Platz gemacht. Verkürzungen des II. und III. Mittelfußknochens (keine OP nach Weil, sondern gelenkschonend!). Die Zehe bekam eine Sehnenumleitung, damit sie nicht mehr aufsteigt, und eine Versteifung im Mittelgelenk. Sie kann nun beim Stehen und Gehen mithelfen.
Beispiel IV
Starre, sehr störende Hammerzehe an der 2. Zehe
Nach Korrektur: Dauerhafte gute Stellung der Zehe, kräftiger Abstoß durch die leichte Beugung möglich, das Hühnerauge verschwindet auf Dauer. Ab dem 1. Tag nach der OP war der Patient voll mobil und schmerzfrei.
Links: vor der OP / Rechts: nach der OP
Wir verwenden NICHT die 3-Minuten-Abzwicktechnik
Die sogenannte Trochlea-Resektion oder Hohmann-Operation oder Resektionsarthroplastik), bei der das Zwischengliedgelenk mit einem halben bis einem Zentimeter Knochen aus dem Grundglied der Zehe entfernt wird:
Leider wird diese OP-Methode noch immer fast überall verwendet.
Sie ist sehr schnell und das Ergebnis kann zunächst gut sein. Mit der Zeit können sich daraus aber häufig unschöne und schmerzhafte Zehen-Deformierungen entwickeln, von denen hier einige gezeigt werden:
Zustand nach auswärtig fehlgeschlagener Hammerzehenoperation:
An der 2. Zehe ist kurze Zeit nach der OP (Abzwicken, heißt medizinisch Resektionsarthroplastik oder Trochlearesektion) wieder eine Hammerzehe entstanden, die noch dazu jetzt sehr kurz ist. Die neuerliche Operation wird deutlich schwieriger.
"Das Horrorkabinett" - unerwünschte Ergebnisse von anderswo operierten Füßen
Einige weitere Beispiele aus einer umfangreichen Bildersammlung von andernorts durch Verkürzung (Trochlearesektion) behandelten Hammerzehen, ich nenne sie das "Horrorkabinett".
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